Navigation auf uzh.ch

Suche

Live Experiment

Hintergrund

«Studien haben bewiesen dass, …» – «Wissenschaftliche Untersuchungen belegen …»: So klingt es oft in der Presse. Bloss, so einfach ist die Sache nicht. Studien erhellen Zusammenhänge nicht wie Scheinwerfer, man hantiert mit ihnen eher wie mit Taschenlampen in unwegsamem und nebligem Gelände.

Gerade medizinische Studien liefern selten vollkommen offensichtliche Befunde ­ sie verwenden komplexe Analysemethoden, um aus den gewonnen Daten schlau zu werden. Die Resultate fallen dabei nie schwarz/weiss aus, sondern lassen Raum für Interpretation. Dieser Interpretationsspielraum ist kein Missstand, den es auf dem Weg zum perfekt objektiven Befund zu beseitigen gilt, sondern selbstverständlicher Teil der Wissenschaft. Problematisch ist einzig, dass es Akteure im Forschungsbetrieb gibt, die den Interpretationsspielraum zu ihren Gunsten überstrapazieren.

Die Entwicklung eines Medikamentes ist eine kostspielige Angelegenheit. Zum Schluss muss es sich immer in aufwendigen klinischen Studien gegen ein Placebo oder die Standardtherapie behaupten. Gewinnt es dieses «Duell» (und wird es ausserdem als sicher eingestuft), steht einer Zulassung und damit einem potentiellen Markterfolg nicht mehr viel im Wege. Pharmafirmen, aber auch industrieunabhängige Forscher, tendieren dazu, ein neues Präparat ins bestmögliche Licht zu rücken. Mitunter wird dabei übers Ziel lauterer Wissenschaft hinausgeschossen. «Zu Wirkungen und Nebenwirkungen» zeigt die Tricks of the Trade und wie unabhängige Forscher daran arbeiten, sie zu durchschauen. Wir lassen zwei Placebos gegeneinander antreten, zwei wirkungslose Präparate. Trotzdem werden wir es schaffen, eines davon gewinnen zu lassen, aufgrund von live im Publikum erhobenen Daten.

Solange die Wissenschaft sich selbst und ihre Methoden im Blick behält und kritisch hinterfragt, braucht man sich um sie keine Sorgen zu machen. Dazu braucht es aber einen Kulturwandel, wie ihn der Epidemiologe James C. Coyne von der Universität Gröningen unlängst in einem Leitartikel verlangt hat: «We need a fundamental shift in the culture of reporting and publishing of studies, towards more frank and full disclosure of the results. Carrying out well designed trials and honestly reporting their results should become more valued than tortured analyses of data and selective reporting to guarantee positive results.»

Weiterführende Informationen

HP_4